Extension of CBT by Emotion Regulation Training in Patients with Multiple Somatoform Symptoms: Results of a Controlled Pilot Study[Erweiterung der kognitiven Verhaltenstherapie um Emotionsregulationstraining bei Patienten mit multiplen somatoformen Symptomen: Ergebnisse einer kontrollierten Pilotstudie]

J.-M. Gottschalk, Philipps-Universität Marburg
G. Bleichhardt, Philipps-Universität Marburg
Maria Kleinstäuber, Philipps-Universität Marburg
M. Berking, Philipps-Universität Marburg
W. Rief, Philipps-Universität Marburg

Abstract

Hintergrund: Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist bei Patienten mit multiplen somatoformen Symptomen (MSS) erwiesenermaßen wirksam, bisher jedoch nur mit moderaten Effekten. Da sich bei diesen Patienten Hinweise für ein Emotionswahrnehmungsdefizit und Regulationsdefizit finden, wurde an der Universität Marburg ein Behandlungsmanual für Patienten mit MSS entwickelt, das KVT-Elemente und ein spezielles Emotionsregulationstraining verbindet. In diesem soll der Umgang mit Emotionen durch Strategien der bewertungsfreien Wahrnehmung, Akzeptanz und Achtsamkeit gefördert werden. Ziel der vorliegenden Studie war, die Durchführbarkeit des Behandlungsprogramms ENCERT (Enriching CBT with Emotion Regulation Training) zu testen sowie die Veränderungen über die Zeit unter ENCERT mit denen einer klassischen KVT zu vergleichen. Patienten und Methoden: 20 ENCERT-Patienten und 22 KVT-Patienten (mit ≥3 somatoformen Symptomen, seit ≥6 Monaten) nahmen im Rahmen einer nicht randomisierten Gruppenvergleichsstudie an 20 wöchentlichen Einzeltherapiesitzungen im ambulanten Setting teil. Zu Therapiebeginn und -ende wurden relevante Daten erhoben. Die primären Outcomemaße waren das Screening für somatoforme Störungen (SOMS-7T), der Fragebogen zur Selbsteinschätzung emotionaler Kompetenzen (SEK-27) und visuelle Analogskalen (VAS) zur Einschätzung der Symptomintensität und zur empfundenen Beeinträchtigung. Ergebnisse: Beide Gruppen verbesserten sich im Therapieverlauf signifikant bezüglich der Beeinträchtigungsintensität (ENCERT d = 0,70; KVT d = 0,46) und Beschwerdeanzahl (ENCERT d = 0,72; KVT d = 0,50). Gruppenunterschiede zu Therapieende zeigten sich nicht: Unter Berücksichtigung klinisch relevanter Baselinevariablen zeigte sich zu Therapieende ein Hinweis auf einen signifikanten Unterschied in der Beeinträchtigungsintensität (ANCOVA: F (1,37) = 4,058, p = 0,051; ENCERT überlegen). ENCERT-Patienten verbesserten sich zudem signifikant auf stündlich erhobenen visuellen Analogskalen (Beschwerdeintensität d = 0,59; Beeinträchtigung durch Beschwerden d = 1,25) und in ihren Emotionsregulationskompetenzen (d = 1,14). Schlussfolgerung: Patienten mit MSS verbesserten sich während ENCERT und KVT, mit tendenziell höheren Effektstärken für ENCERT, jedoch auch höheren Ausgangswerten in Depressivität und Angst. Gruppenunterschiede zeigten sich nicht, möglicherweise aufgrund geringer Power. Diese Ergebnisse ermutigen zur Durchführung einer größeren randomisierten und kontrollierten Multicenterstudie.